Byzanz und Konstantinopel sind wohl neben dem heutigen Namen Istanbul die bekanntesten Namen, die die Stadt am Bosporus in der Vergangenheit hatte. Dabei wurde der Name Istanbul erst 1876 in der Verfassung für die Hauptstadt festgelegt. Andere Namen wie Caringrad, Gostantnubolis oder Kuschta sind als Bezeichnung für die Metropole an der Meerenge bei uns nicht bekannt. Selbst auf offiziellen Poststempeln war man sich nicht einig: Hier findet man neben Istambol, Stambul auch Stamboul. Warum ich das alles erzähle? Weil es für Vielfalt steht. Genau das macht die Stadt aus und auch das gleichnamige Spiel von Rüdiger Dorn, erschienen bei Pegasus und frisch gekürtes Kennerspiel des Jahres 2014.
Setzt man Vielfalt gleich variantenreich, so beginnt diese schon beim Spielaufbau. Der Spielplan besteht aus 16 einzelnen Orten, die in einem 4×4-Raster angeordnet sind. Die Orte kann man, wenn man möchte, in beliebiger Reihenfolge anordnen. Man hat dann 20.922.789.888.000 mögliche Spielpläne zur Verfügung. Um alle Pläne durchzuspielen bräuchte man also schon ein sehr langes Spielewochenende. Man kann sich aber auch auf die drei vorgegebenen Szenarien beschränken.
Worum geht es? Die Spieler schlüpfen in die Rolle eines Kaufmannes, der mit seinen vier Gehilfen und einem Handkarren durch die Orte des Basarviertels zieht. An jedem Ort kann eine Aktion ausgeführt werden. Dazu muss der Kaufmann entweder einen Gehilfen zurücklassen oder einen früher zurückgelassenen Gehilfen wieder aufsammeln. Der Spieler darf seinen Spielsteinestapel ein oder zwei Felder weit bewegen. Das Endfeld wird dann das Aktionsfeld des Spielers – wenn er möchte. Die einzelnen Aktionen hier zu erklären, macht wenig Sinn. Das lest Ihr besser in der Spielanleitung nach. Ziel des Spieles ist es, eine gewisse Anzahl an Edelsteinen zu sammeln. Die bekommt man auf ganz unterschiedliche Weise. War man beispielsweise dreimal in der Wagnerei und hat seinen Handkarren für jeweils 7 Lira zu einem Luxusgefährt ausbauen lassen, erhält man einen Edelstein. Wer vorher kräftig Waren in seinem Wagen gesammelt hat und diese am Markt verkauft, schwimmt recht schnell im Geld. Mit diesem Geld kann der Spieler dann beim Edelsteinhändler einen Klunker kaufen. Weitere Edelsteine gibt es im Palast oder den beiden Moscheen für die Abgabe entsprechender Waren. Bonuskarten, Gouverneur, Schmuggler und die Familienmitglieder geben dem Spiel den letzten Schliff.
Wer am Schluss als erster 5 Edelsteine gesammelt hat, hat gewonnen.
Istanbul ist ein würdiger Sieger beim Spiel des Jahres 2014. Das Spiel ist abwechslungsreich, bietet zahlreiche Möglichkeiten an Edelsteine zu kommen und der Frustfaktor für Kinder im Wettstreit mit Erwachsenen ist sehr gering. Das Spiel bleibt meist bis zum Schluss spannend. Oft fehlen jedem Spieler nur ein oder zwei Züge, um selber zu gewinnen. Trotz des recht umfangreichen Spielmaterials bleibt das Spiel recht übersichtlich und ist daher auch gut als Familienspiel geeignet. Auch die Spielzeit ist mit 60 Minuten sehr überschaubar.
Spielbewertung für Istanbul von Rüdiger Dorn
Schwierigkeit | Spielspaß | Spielreiz | Spielgrafik |
---|---|---|---|
mittel | sehr hoch | sehr abwechslungsreich | sehr schöne Grafik |
Alter | Spieler | Spieldauer | Spielpreis |
ab 10 Jahre | 2 – 5 | 40 – 60 min | ab 23 Euro |