Jeder, der einen Blick auf den Karton der Spieleschachtel wirft, müsste sofort stutzig werden. Bei der Spielzeit steht dort in nüchternen Zahlen – hoppla – 2 bis 12 Stunden. Dabei ist der untere Zahlenwert bei vier bis sechs Spielern in etwa genauso realistisch wie ein Sechser im Lotto. Denn wie der Highlander schon immer wusste: Es kann nur Einen geben. Am Ende des Spiels bleibt genau ein Spieler übrig. Er ist der letzte lebende Titan.
Titan von Avalon Hill Games ist ein Klassiker. Er überzeugt nicht durch fantastische Grafik und eine schöne Aufmachung. Viel eher ist die rosafarbene Schachtel ein Schandfleck im Spieleschrank. Und dennoch fasziniert das Spiel durch seinen Spielmechanismus seit einigen Spielergenerationen. Wäre da nur nicht diese elendige Spielzeitangabe…
Worum geht es: Jeder Spieler erhält zunächst einen Titan, einen Engel, zwei Gargoyles, zwei Zentauren und zwei Oger. Aus diesen acht Figuren muss er zwei
Stapel zu je vier Figuren bilden, wobei Titan und Engel nicht im selben Stapel sein dürfen. Diese beiden Stapel erhalten noch ein Deckplättchen in der Farbe des Spielers und werden dann auf das Startfeld (Tower) platziert. Hat dies jeder Spieler gemacht, kann es losgehen.
Der Spieler, der am Zug ist, würfelt. Er darf nun seine Stapel um die Augenzahl über die Felder auf dem Brett bewegen. Und hier fängt der Schlamassel an. Der Spielplan besteht aus zahlreichen sechseckigen Feldern, die die Zugrichtung vorgeben. Der Spielplan ist so aufgebaut, dass ein Stapel unweigerlich an den Rand getrieben wird. Die besten Felder sind allerdings in der Mitte. Dorthin zu kommen ist somit nicht ganz einfach.
Beendet ein Spieler seinen Zug, kann er auf diesem Feld einen einheimischen Charakter nachrekrutieren. Dabei erhält man für die Grundfigur (Oger, Zentauer, Gargoyle) immer eine weitere Grundfigur des gleichen Typs. Hat man mehrere Grundfiguren in einem Stapel, kann man auch höherwertige Wesen bekommen. Hat man durch das Nachrekrutieren das Stapellimit von sieben Kreaturen erreicht, muss man seinen Stapel teilen. Auf diese Weise entstehen immer mehr Stapel mit Kreaturen auf dem Spielfeld. Und da das Ziel darin besteht, die anderen Titanen aufzuspüren und zu vernichten, wird dies mit der Zeit immer schwieriger.
Treffen zwei Stapel unterschiedlicher Spieler auf einem Feld zusammen, kommt es – wer hätte es gedacht – zum Kampf. Dazu wählen die Spieler das entsprechende Gelände (Hügel, Sumpf, Ebene…) aus und platzieren ihre Figuren. Auf den Kreaturenplättchen sind zwei Zahlen aufgedruckt. Die rechte Zahl gibt die Stärke und Schnelligkeit der Kreaturen wieder. Die linke Zahl steht für die Anzahl der Treffer, die eine Kreatur aushält, und für die Anzahl der Angriffswürfel. Ein Beispiel: Auf dem Kampftableau begegnen sich ein Oger (6/2) und ein Zentauer (3/4). Der Oger darf mit sechs Würfeln angreifen, der Zentauer mit drei Würfeln. Ungerecht? Nicht wirklich, denn jetzt kommt die zweite Zahl zum Tragen. Treffen zwei Charakter mit gleichem Kampfwert aufeinander, treffen die Würfel mit dem Augenwert 4, 5 und 6. Ist eine Kreatur um eins stärker als die andere, trifft sie mit 3, 4, 5 und 6. Andererseits trifft die schwächere Figur nur noch mit 5 und 6. Im Falle des Ogers gegen den Zentauren verschärft sich das noch einmal. Der Oger kann den Zentauren nur mit einer 6 treffen, umgekehrt trifft der Zentauer mit allem außer der 1. Damit ist klar, dass beide Figuren etwa gleich stark sind, es sei denn, das Kampfgelände bevorzugt eine Figur. Das Produkt aus beiden Zahlen gibt einen Überblick über die wahre Stärke eines Charakters. Trifft ein Engel (6/4) auf einen Oger (6/2) muss man mit dem Oger schon verdammt gut würfeln, um zu gewinnen. Aber: Nichts ist unmöglich.
Der Kampf endet, wenn der Angreifer gewonnen hat oder der Verteidiger nach sieben Kampfrunden noch auf dem Feld steht. Der siegreiche Spieler erhält für die vernichteten gegnerischen Figuren deren Punktstärke (Oger: 2*6=12) als Siegpunkte gutgeschrieben. Für je 100 Siegpunkte wird der Titan eines Spielers um eine Stufe mächtiger (zum Start 6/4). Hat ein Spieler 400 Punkte erspielt, darf er, wenn er eine 6 würfelt, seinen Titanstapel auch auf ein beliebiges Feld teleportieren, auf dem bereits ein fremder Stapel ist. Bis zu diesem Zeitpunkt sind in der Regel die ersten vier Stunden Spielzeit vergangen. Ab jetzt beginnt die Jagd so richtig. Mittlerweile sind auch Kreaturen wie die Schlange (18/2) oder der Kolossus (10/4) im Spiel und das Kampfgetümmel macht richtig Spaß. Wenn man bis dahin durchgehalten hat…
Ein kleiner Tipp: Man kann die Spielzeit auch vor dem Spiel definieren und danach einfach aufhören. Vernichtete Kreaturen zählen die volle Punktzahl, gesammelte nur die Hälfte. Es gewinnt derjenige mit den meisten Punkten.
Beliebt unter Profis ist auch die Variante Blitztitan: Dabei geht man einfach wie verrückt direkt von Anfang an aufeinander los. Wenn man Glück hat, löschen sich zwei Spieler auch einfach mal gegenseitig in einer Schlacht aus 😉
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Na ok.. aber wer das Spiel einmal selber mitgespielt hat verzichtet doch beim nächsten mal lieber darauf… ausser man fängt parallel eine weitere Partie eines sinnvollen Spiels an – oder setzt während der Zwischenphasen ein Dummy ann den Tisch der den Stuhl weiter wärmt. Denn es kann ja dann schon mal mehrere Decaminuten brauchen bis man wieder dran ist….. und sich da nur am Weizen zum Spiel festzuhalten ist dann doch auf die Dauer ein bischen öde.
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Die Spielzeit steht aber ganz groß auf dem Karton. Jeder der Titan spielt, weiß worauf er sich einlässt.
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