Gut geplante Ägäis-Kreuzfahrt

Das Orakel von Delphi ist das neue Stefan-Feld-Spiel von Hall Games und Pegasus, das zur Essener Spielemesse 2016 erscheint. Von Zeus mit 12 Aufträgen beauftragt, schippern die Spieler mit ihrem Schiff durch die Ägäis und versuchen diese mithilfe des Orakels von Delphi zu erfüllen. Unterstützung gibt es dabei von den Göttern.

Delphi heißt das neue Stefan-Feld-Spiel

Delphi heißt das neue Stefan-Feld-Spiel

Vor dem ersten Spiel muss zunächst einmal geklebt werden. 24 runde Göttersteine und 24 quadratische Monstersteine sind zu bekleben. Hier sind mehrere flinke Hände gefragt, sonst dauert es locker eine halbe Stunde. Die nächste Hürde bei Delphi ist der Zusammenbau des modularen Spielplans. Die unregelmäßigen Teile müssen so angeordnet werden, dass alle Teile über Wasser miteinander verbunden sind – sonst wird es schwierig mit der Schifffahrt. Dabei dürfen durchaus leere Felder im Spielplan entstehen – sogenannte Untiefen. Danach gilt es den Spielplan mit Statuen, Opfergaben, Tempeln usw. zu bestücken.  Schließlich muss jeder Spieler noch seinen eigenen Spielbereich mit Aufgaben, Tempeln, Göttern, usw. herrichten. Zum Schluss muss noch jeder Spieler seinen persönlichen Spielbereich aufbauen. Alles in allem ist der Aufbau recht aufwendig und man sollte eine gute Viertelstunde dafür einplanen.

Ist alles an seinem Platz, kann die wilde Ägäis-Kreuzfahrt beginnen. Jeder Spieler hat die gleichen 12 Aufgaben zu erfüllen. Bevor man startet, sollte man sich den Spielplan allerdings erst einmal genau anschauen. Häufig können durch die Verteilung der Spielsteine auf dem Spielplan Aufgaben relativ einfach gelöst werden. Man muss jedoch die Glubschaugen offen halten – und möglichst Startspieler sein. Letztendlich geht es bei Delphi darum, die 12 zu erfüllenden Aufgaben möglichst schnell und mit dem geringsten Aufwand zu erledigen. Daher gilt es gut zu planen und Aufgaben zu kombinieren. Jedes Schiff hat in der Regel 2 Laderäume für den Transport. So lassen sich geschickt gelegene Statuen und Opfergaben gleichzeitig über den Spielplan schippern.

Es gibt vier verschiedene Aufgaben, von denen jeder Spieler zu Beginn jeweils drei besitzt. Das sind: 3 Kultstätten bauen, 3 Statuen errichten, 3 Opfergaben liefern und 3 Monster besiegen. Die Aufgaben liegen auf der oberen Seite des persönlichen Spielerboards. Ist eine Aufgabe erledigt, kommt sie in die Schachtel zurück. So kann man immer sehen, wie der aktuelle Stand ist. Für erledigte Aufgaben gibt es immer einen Bonus. Wer eine Kultstätte gebaut hat, darf einen seiner Götter ein Feld nach oben ziehen. Für das Liefern einer Opfergabe gibt es 3 Gunstplättchen. Wer eine Statue errichtet hat, darf sich einen Gefährten wählen. Und wer ein Monster besiegt hat, nimmt eine Ausrüstungskarte und bekommt so Zusatzfähigkeiten.

Ausgeklügelter Zugmechanismus

Um seine Aufgaben zu erledigen, nutzt ein Spieler sein persönliches Orakel von Delphi. Insgesamt sind 6 Farben im Spiel, die sich auf dem Spielplan, bei Opfergaben, Tempeln und Statuen sowie im Orakel und bei den Göttern wiederfinden. Sämtliche Aktionen werden über das Orakel gesteuert.

Das Orakel ist das zentrale Element in Delphi. Die Würfel bestimmen die Zugmöglichkeiten.

Das Orakel ist das zentrale Element in Delphi. Die Würfel bestimmen die Zugmöglichkeiten.

Das Orakel besitzt 6 Felder, die kreisförmig angeordnet sind. Jeder Spieler befragt das Orakel mit 3 Würfeln, die die 6 Farben kennzeichnen. Die 3 gewürfelten Farben geben die Aktionen vor. Mit einem roten Würfel kann man also nur rote Aktionen machen – mit dem Schiff auf ein rotes Feld fahren, eine rote Opfergabe ins Schiff ein- oder ausladen, eine rote Statue ein- oder ausladen, rotes Monster bekämpfen, rote Wundenkarten abgeben usw. Die drei Würfel schränken also die Aktionsmöglichkeiten ziemlich ein. Daher darf man die Würfel unter Abgabe von Gunstplättchen in der Farbe verändern. So wird aus einem gelben Würfel unter Abgabe von 2 Gunstplättchen ein roter Würfel. Übrigens können die Gunstplättchen auch die Fahrstrecke eines Schiffes verlängern. Dadurch wird man in seinen Aktionen etwas flexibler.

Für einen Würfel, mit dem man aber so richtig gar nichts anfangen kann, darf man auch eine Orakelkarte nehmen. Mit etwas Glück stimmt die Farbe. Man darf mehrere dieser Orakelkarten sammeln, pro Zug allerdings immer nur eine spielen. Alternativ kann man mit einem Würfel auch einen der 6 eigenen Götter auf der Götterleiste nach oben in Richtung Olymp schieben. Ist ein Gott im Olymp angekommen, kann man seine Spezialfähigkeit einmal nutzen. Danach fällt er wieder auf das Basisfeld zurück. Insgesamt stehen einem Spieler also ziemlich viele Optionen offen. Das bringt die Spieler zum Denken und das kostet Zeit. Daher sollte man die Zeit gut nutzen, wenn die anderen Spieler am Zug sind. Sonst explodiert die angegebene Spielzeit von 60 bis 100 Minuten regelrecht…

Da das eigene Ziehen der Götter in Richtung Olymp sehr langwierig wäre, hat sich Stefan Feld hierfür etwas Besonderes einfallen lassen. Wenn ein Spieler das Orakel neu befragt, dürfen die anderen Spieler ihre Götter in den gewürfelten Farben nach oben ziehen. Allerdings muss der Gott dazu die Grundposition verlassen haben.

Der letzte Spieler eine Runde würfelt am Ende mit dem Titanenwürfel. Bei einer 1-5 gibt es eine Wundenkarte, bei einer 6 zwei. Wer zu Beginn seines Zuges 3 gleichfarbige Wundenkarten besitzt oder 6 verschiedene muss eine Runde aussetzen. Hilfreich ist hier der Schild auf dem eigenen Tableau. Er schützt etwas vor dem Titanen und hilft beim Besiegen von Monstern.

Meine Meinung:

Jedem, der den Text bis hierher gelesen hat, ist klar, dass es sich bei Delphi nicht um ein Familienspiel handelt. Aufgrund der vielen Möglichkeiten kann man hier recht schnell den Überblick verlieren, auch wenn die einzelnen Zugmöglichkeiten selbst nicht schwierig sind. Die Komplexität kommt tatsächlich über die irre Vielfalt der Möglichkeiten und der damit verbundenen Planung der einzelnen Spielzüge.

Die Grafik ist gelungen. Die einzige Schwäche: Bei Kunstlicht kann man Rot und Magenta nur schlecht unterscheiden, bei Tageslicht ist das kein Problem. Tipp: Hier sollte man immer zusätzlich auf die Symbole achten.

Als Expertenspiel ist Delphi wirklich stark. Wer gerne Spielzüge plant und die vielfältigen Möglichkeiten eines Spiels liebt, kommt bei Delphi voll auf seine Kosten. Ein typisches Stefan-Feld-Spiel eben. Das Spiel erscheint zur Spiel 2016 in Essen, mal sehen, was es dort kostet.

Noch ein kleiner Tipp: Manche Züge scheinen zu Beginn verlorene Züge zu sein, beispielsweise das Aktivieren eines Gottes. Doch man sollte die Macht der Götter nicht unterschätzen. Der Invest lohnt sich, wie unsere Spielrunden gezeigt haben. Zu einem späteren Zeitpunkt bekommt man über die Götter wirklich mächtige Spielzüge zurück, die den Anfangsnachteil mehr als wett machen.

Und noch ein Tipp: Macht Euch vor dem ersten Spiel mit dem Spielmaterial und dem Aufbau vertraut. 6 von 12 Seiten der Spielanleitung beschäftigen sich nur damit. Hat zumindest ein Spieler am Tisch beides im Griff, lässt sich viel Zeit sparen.

Vielen Dank an Pegasus und Hall Games für ein Rezensionsexemplar von Das Orakel von Delphi.

Spielbewertung für Das Orakel von Delphi von Stefan Feld

Schwierigkeit Spielspaß Spielreiz Spielgrafik
komplex hoch hoch Gelungen mit Rot-Rosa-Schwäche
Alter Spieler Spieldauer Spielpreis
ab 12 Jahre 2 – 4 60 – 100 min – Euro

Gesamturteil:

sterne_4_5_klein

 

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Neues aus Friedberg

Pegasus hat am 23. September seinen 2. Pressetag durchgeführt und den anwesenden Spielern einen Blick auf die zur Spiel kommenden Neuheiten gewährt. Mit von der Partie waren auch die Partnerverlage eggert und AEK.

Das Spektrum der Neuvorstellungen reichte von Kinderspielen wie Zauberei hoch drei und Rettet den Märchenschatz über Familienspiele wie Gierige Goblins und Kingdomino bis hin zu Kenner- und Expertenspiele. Insgesamt 17 Neuheiten gab es am Spieletag bei Pegasus zu Bestaunen und zum Ausprobieren.

zelt

Die Redakteure von Pegasus stehen bereit, ihre Spiele zu erklären

Leider reichte die Zeit nicht, um alle 17 Spiele zu testen, doch einige Neuheiten konnte ich ausprobieren und einen ersten Eindruck gewinnen. Ein kleiner Hinweis: Viele Bilder sind von noch nicht fertigen Spielen und können in der endgültigen Version noch abweichen.

Kingdomino

Dieses Spiel wird in Deutschland erst im November erscheinen, ist aber in Essen schon bei Blue Orange zu sehen. Das Spiel von Bruno Cathala wird auf einem 5 x 5-Raster gespielt. Angelegt wird an das eigene Schloss. Aus einem Beutel werden vier Teile gezogen, die wie Dominosteine aus zwei Hälften bestehen. Jeder Spieler darf sich einen Stein aussuchen und an sein Schloss anlegen. So geht es weiter, bis alle Steine aus dem Beutel gezogen sind. Am Ende ist das 5 x 5-Raster idealerweise ausgefüllt. Dabei sollten möglichst große Flächen entstehen, denn am Ende wird die Anzahl der Flächenteile mit den Gebäuden auf den einzelnen Flächen multipliziert.

Kingdomino wird auf einem 5 x 5-Raster gespielt

Kingdomino wird auf einem 5 x 5-Raster gespielt

Mein erster Eindruck: Kingdomino ist ein nettes kleines Spiel. Die Regeln sind einfach, das Spiel kapieren auch Kinder ab 8 Jahren schnell. Mit 15-30 Minuten Spielzeit geht eine Partie flott von der Hand. Unbedingt auf der Messe ausprobieren.

Gierige Goblins

Bei Gierige Goblins agieren alle Spieler gleichzeitig und sehen sich kleine viereckige Chips an. Statt diese wie bei Tumult Royal in die Tischmitte zurückzulegen, legt jeder Spieler sein Teil in eine der 8 Minen ab. Glaubt ein Spieler, dass eine Mine zu seinen Voraussetzungen passt, legt er einen seiner Marker in die Mine. Haben alle Spieler ihre Marker gespielt, werden die Chips in den Minen aufgedeckt. Chips mit Edelsteinen der eigenen Farbe und Diamanten zählen 2 Taler, alle anderen 1 Taler. Monster fressen einen Edelstein, mit den Helfern können wir Sonderkarten erhalten, die uns helfen. Am wichtigsten sind jedoch die Dynamitstangen.  Bei einer oder zwei Stangen verdoppelt bzw. verdreifacht sich der Wert der Mine. Liegen in der Mine mehr als 3 Stangen – und es hat Bumm gemacht. Alles ist weg und Strafe muss man auch noch zahlen. Gewonnen hat, wer als erster 60 Taler hat.

Mein erster Eindruck: Gierige Goblins sorgt für Action am Tisch, das Ablegen der Chips ist bei vier Spielern allerdings sehr unübersichtlich. Die Entscheidung für eine Mine ist also ziemliche Glückssache. Das Spiel von Richard Garfield besitzt einfache Regeln, ist für Kinder ab 8 Jahre und für 2 bis 4 Spieler. Aufgrund des hohen Glücksfaktor nichts für Taktiker.

Chariot Race

Chariot Race ist ein vereinfachtes Circus Maximus. Das antike Wagenrennen in der Variante von Matt Leakock wird lediglich mit drei Werten gesteuert – Geschwindigkeit, Schaden und Sesterzen. Je nach aktueller Geschwindigkeit wird mit 1 bis 5 Würfeln agiert. Auf den Würfeln gibt es Sesterzen – mit ihnen lässt sich der Wagen reparieren oder ein Würfelergebnis verändern -, Spurwechsel, Angriffe via Speer oder Kralle sowie Peitschen der Pferde (+2 Speed, -1 Schaden) oder eine Veränderung der Geschwindigkeit (+-1).

Vor dem Zug entscheidet sich ein Spieler, ob er seinen Wagen reparieren will. Danach wird entsprechend des Geschwindigkeitsmarkers auf dem Tableau gefahren. Wer dabei zu schnell in die Kurve rast, erhält Schaden. Am Ende des Zuges kann ich noch meinen Speer auf einen vorausfahrenden Fahrer werfen.

Mein erster Eindruck: Gefahren werden bei Chariot Race zwei Runden. Wie im Film Ben Hur erreicht nicht jeder Fahrer das Ziel. Das macht aber nichts. Bei diesem Spiel geht es nicht wirklich um den Sieg, sondern um den Spaß, den man beim Rennen hat. Das hat Chariot Race mit Circus Maximus gemeinsam. Dazu bedarf es allerdings auch einer entsprechend lustigen Spielrunde. Wer Chariot Race zu ernst angeht, wird ziemlich enttäuscht sein. Es ist ein Fungame. Mir hat die Umsetzung jedenfalls gefallen.

Mystic Vale

Das Spiel ist ein klassisches Bauspiel. Gebaut werden Karten! Jeder Spieler hat dazu in seinem Kartensatz 20 Karten, viele davon sind ganz leer. Vom verdeckten Kartenstapel ziehen wir solange Karten, bis 3 rote Bäume zu sehen sind. Jetzt wird geschaut, wieviel Mana zu sehen ist. Für das Mana kann man jetzt Erweiterungen für seine Karten aus der Auslage kaufen. Jede Karte steckt in einer oben offenen Folie. Die Erweiterung ist auf durchsichtiger Folie gedruckt und kann einfach in die Karte geschoben werden. In eine leere Karte können drei Erweiterungen gesteckt werden (oben, Mitte, unten). Auf diese Weise wird der Kartensatz immer stärker und ich kann mir mit der Zeit stärkere Karten kaufen, die später Siegpunkte bringen. Zusätzlich gibt es Seelensymbole, mit denen ich mir Sonderkarten mit Dauereffekten für meine Auslage kaufen kann.

mysticvale

Mystic Vale ist ein klassisches Bauspiel

Mein erster Eindruck: Bei Mystic Vale bin ich mir unsicher, ob es mir gefällt. Obwohl das Spiel insgesamt ganz gut daherkam, ist unsere Probepartie nur schleppend in die Gänge gekommen. Wichtig erscheint mir: Vor einer Partie sollte man sich intensiv mit den Erweiterungen und ihren Auswirkungen beschäftigen, um sein Deck perfekt optimieren zu können. Für ein klareres Bild werden wohl noch ein paar Partien gespielt werden müssen.

Glück Auf – Das Kartenspiel

Von Peter Eggert höchstpersönlich erklärt, startete die Partie des recht komplexen Kartenspiel mit Schwung. Im Prinzip geht es darum, Kohle zu schürfen, die geschürfte Kohle in Eisenbahnwagons zu verladen und mit einem Zug zum Verbraucher bringen. Die Aktionen, die man für diesen Mechanismus benötigt, liegen als Karten in der Tischmitte. Mit seinen 10 Arbeitern (Wert 5 x 1, 2 x 2, 3, 4, 5) kann man die Aktionen kaufen. Dazu werden die Arbeiter an die Aktionen angelegt. Liegt bereits ein Arbeiter an dieser Aktion, muss der nächst höhere Arbeiter gelegt werden.

Mein erster Eindruck: Das Spiel ist eher als Kennerspiel einzuordnen. Der Mechanismus ist gut durchdacht und das Spiel spielt sich flüssig. Man muss einerseits seinen Plan verfolgen, andererseits auf die Interaktion der Mitspieler reagieren. Mir hat es gut gefallen, sollten Essen-Besucher unbedingt ausprobieren.

Weitere Spiele des 2. Pressetages: