Mogeln will gelernt sein. Erst recht, wenn man beim Mogel-Verlag arbeitet. Auf der Spiel 2017 hat der Verlag das zweite Mal ausgestellt. Ich sprach mit Jürgen Loth, einem der Verlagsgründer, über den Verlag, die Spiel 2017 und natürlich neue Spiele.
Jürgen, der Mogel-Verlag ist jetzt etwas mehr als ein Jahr alt. Wie fällt dein Fazit für das erste Jahr aus?
Jürgen: Wir sind mehr als zufrieden. Die Stimmung im Verlag selbst und um ihn herum ist ausgezeichnet. Wir erhalten tolle Rückmeldungen und mit unserer Neuheit Lanzeloth ist es uns gelungen uns als Verlag gut weiter zu entwickeln. Das ist alles unheimlich aufregend und nach wie vor sehr spannend für uns. Im Prinzip sehen wir uns jede Woche vor neuen Herausforderungen, die wir natürlich gerne annehmen.

Jürgen Loth ist einer der Mitgründer des Mogel Verlages
Wie kam Euer Stand auf der Spiel 17 an? Zufrieden mit der Resonanz?
Jürgen: Ganz eindeutig: Ja! Bereits im letzten Jahr waren wir überrascht, dass so viele Besucher*innen ausgerechnet uns besuchen, da wir ja das erste mal auf der Spiel waren. Im Vorfeld der diesjährigen Messe haben wir beinah bezweifelt, dass uns das in diesem Jahr wieder gelingt. Doch tatsächlich lief es so, dass wir deutlich mehr Besucher*innen als im letzten Jahr hatten. Das liegt wohl zum Einen daran, dass viele uns aus dem letzten Jahr in Erinnerung behielten, aber zum Anderen auch daran, dass unsere Neuheit Lanzeloth doch sehr beliebt ist. Einige Rezensionist*innen, Dich eingeschlossen, haben vorab sehr positiv über Lanzeloth berichtet. Das hat sicherlich dazu beigetragen, dass viele Besucher*innen unseren Verlag gezielt aufgesucht haben.

Viel los am Mogel-Stand auf der Spiel 2017
Zur Spiel 2016 seid ihr mit 3 Spielen gestartet: Willi Wörterwurm, Perlen tauchen und Tierisch bedroht. Diesmal gab es mit Lanzeloth nur ein Spiel. Warum?
Jürgen: Wir betreiben mittlerweile für jedes einzelne Spiel einen noch größeren Aufwand. Wir nehmen uns beispielsweise mehr Zeit, wenn es darum geht Alternativen in einem Spiel zu erproben. Genauso verhält es sich, wenn wir das Thema des Spiels gestalterisch umsetzen. Kurz gesagt: Jedes Spiel ist bei uns jetzt wesentlich länger auf dem Prüfstand. Letztlich hängt die Anzahl der Veröffentlichungen aber auch davon ab, wie stark wir zeitlich mit anderen Dingen des Verlags und unseren ‚richtigen‘ Berufen beschäftigt sind.
Der Mogel-Verlag ist ein Familienunternehmen, das ihr in eurer Freizeit stemmt. Wie macht ihr das? Wer kommt Euch bei Veranstaltungen wie der Spiel zur Hilfe?
Jürgen: Grundsätzlich arbeiten mein Bruder Michael und ich in unseren Berufen mit reduzierter Stundenzahl, um die täglichen Abläufe koordinieren zu können. Das ist schon eine Menge Arbeit, aber wir empfinden das nicht so. Es macht einfach Spaß und hält uns als Familie und Freunde zusammen. Wenn wir im Verlag mit all unseren Unterstützer*innen und Freund*innen kreativ werden, ist das immer ein unheimlich spannender und spaßiger Prozess. Da geben wir alle unsere Energie hinein und ziehen sie gleichermaßen heraus! Wir sagen immer: Der Mogel-Verlag ist eine Familie aus Geschwistern und Freunden.
Spiele erfinden ist eine kreative Angelegenheit. Wie entwickelt ihr eure Spielideen? Zum Beispiel Lanzeloth.
Jürgen: Vordergründig ist Michael für die Spielentwicklung zuständig und liefert tatsächlich alle Ideen für unsere Spiele. Er koordiniert die Abteilung Spielentwicklung. Seine Mechanismen und Spielideen präsentiert er dem ganzen Team meist bereits in einem Thema, in Form eines Prototypen. Zuvor wird die Idee in einem kleinen festen Team etliche Male getestet. Der Prototyp geht dann bestenfalls über den Tisch des gesamten Teams rein in die Testfamilien. Grundsätzlich entwickelt Michael ein Spiel über drei Zugänge: vom Thema hin zur Mechanik, von der Mechanik hin zum Thematisch oder eben von vornherein kombiniert.
Lanzeloth ist eure Neuheit zur diesjährigen Spiel gewesen. Stell uns doch das Spiel kurz vor.
Jürgen: Die Spieler treten als Ritter im großen Turnier gegeneinander an. Mit Ross und Rüstung ziehen sie in den Wettstreit. Doch bevor das geschieht, müssen sie um die besten Rüstungsteile ringen Dabei geht es nicht nur darum sich gut einzuprägen, welche eigenen Rüstungsteile mit welchen Wert ausgestattet sind. Genauso von Bedeutung ist es, möglichst schnell Informationen über die Wertigkeiten der Gegenspieler zu erhalten. Das geht durch das Ausspielen von unterschiedlichen Aktionen, aber auch über das Lesen der Mimik der Mitspieler. Wie reagieren sie auf ihre Karten, die sie ziehen? Welche Rüstungsteile erwägen sie zu tauschen? Welche Rüstungsteile haben sie bereits neu angebaut? Ein gutes Gedächtnis ist klar im Vorteil.

Lanzeloth wurde 2017 zur Spiel vorgestellt
Ein kleiner Schwachpunkt im Regelwerk von Lanzeloth ist die Schlussmachregel. Wie siehst Du das?
Jürgen: Tatsächlich ist dieses Problem in den Probespielen nur am Rand aufgetaucht. Das frühe Beenden in der zweiten Runde führt in den meisten Fällen nicht zum Gewinn. Ich denke außerdem nicht, dass es sich hierbei zwangsläufig um ein Strukturproblem des Spiels handelt. Ich denke, es ist vielmehr eine Frage des Charakters. Wenn mein Interesse darin liegt, ein Spiel zu torpedieren, und nicht darin, dass es allen Spaß macht und ich als Spieler im besten Falle gewinne, dann eignen sich viele Spiele nicht. Im besten Fall weist die Spielgruppe den Saboteur 🙂 daraufhin oder ihm fällt selbst auf, dass er irgendwie trotzdem nicht gewinnt.
Offenbart Lanzeloth also den wahren Charakter eines Spielers?
Jürgen: Ich denke teilweise schon. In jedem Fall kann bei Lanzeloth quasi jeder Charakter sehr herausgefordert werden, obwohl das Spiel einen simplen Spielablauf hat.
Gibt es schon neue Projekte bzw. Spiele, an denen ihr arbeitet?
Jürgen: Wir befinden uns gerade im Abschluss des Spiels für das kommende Jahr. Ende des Jahres ist es druckreif. Soviel kann verraten werden: Es wird künstlerisch! Ein weiteres Spiel ist ebenfalls in den Startlöchern. Da es aber gerade nicht im Fokus liegt, kann ich aktuell nicht viel dazu sagen 😉
Wo kann man euch demnächst treffen?
Jürgen: Wir sind wieder fleißig unterwegs und freuen uns auf jede/n Besucher*in. Wer gerne eine Runde Karten mit uns klitschen möchte, kann uns auf diversen Veranstaltungen besuchen. Am besten besucht ihr dazu unsere Homepage www.mogel-verlag.de. Dort findet ihr alle Infos!
Vielen Dank für das Gespräch.