Du bist gemein, Papa!

Kurz vor Torschluss der Spiel`15 brachte Johannes Schmidauer-König mit Cornwall noch ein Legespiel bei Schmidt Spiele unter. Wir haben uns das Spiel angeschaut und für Euch getestet.

Cornwall ist ein klassisches Legespiel mit Worker-Placement-Komponente, wie man es von Carcassonne kennt. In der südenglischen Landschaft gibt es fünf verschiedene Gebiete – Moor, Wald, Berg, Dorf und Wiese. Jedes Landschaftsplättchen besteht aus drei Feldern, von denen mindestens eines passend angelegt werden muss. Optional darf ein Spieler eine oder mehrere Figuren auf das gelegte Plättchen stellen. Dabei hat ein Spieler drei mögliche Vertreter zur Verfügung – 4 kleine Pöppels (Wert 1), 2 lange, schmale Figuren (2) und 1 großen Dicken (3).

Figuren einsetzen

In Cornwall geht es um Gebietsmehrheiten. Wer vorne ist, bekommt Punkte.

In Cornwall geht es um Gebietsmehrheiten. Wer in einem Gebiet vorne ist, bekommt bei der Abrechnung Siegpunkte.

Eingesetzt werden Figuren immer auf dem Gebietsteil, das der Spieler gerade angelegt hat. Das Einsetzen der ersten Figur ist dabei immer kostenlos. Eine zweite Figur kostet ein Goldstück, eine dritte Figur 2 Goldstücke. Im Gegensatz zu Carcassonne kann man bei Cornwall direkt in ein Gebiet setzen, in dem schon eine Figur sitzt. Hierfür muss man allerdings bezahlen. Pro Figur in einem Gebiet wird ein Talerchen fällig. Das kann sehr schnell ins Geld gehen. Doch woher so viel Kohle nehmen?

Legt man ein Landschaftsplättchen so an, dass lediglich ein Gebiet vergrößert wird, gibt es leider gar nix.  Erst wenn zwei Gebiete erweitert werden, erhält man eine der begehrten Münzen. Erweitert ein Legeteil sogar drei Gebiete, darf der Spieler zwei Goldstücke seinem Vorrat hinzufügen. Aufgrund der Form der Teile ist dies allerdings der Ausnahmefall. In der Regel wird man mit etwas Glück ein Gold erhalten. Es gibt im Spiel 36 Legeteile. Bei vier Spielern ist man also insgesamt nur 9-mal am Zug. Das Einkommen beträgt somit etwa 9 Münzen pro Spiel. Damit muss ein Spieler auskommen.

Nach getaner Arbeit ab in den Pub

Auf einigen Landschaftsplättchen sind Cottages abgebildet. Legt ein Spieler ein Cottage an ein Gebiet an, wird es am Ende seines Zuges gewertet. Vorher kann man natürlich noch eine Spielfigur – am besten den Dicken und das lukrative Gebiet übernehmen (grins) –  auf dem Cottage-Feld platzieren. Ein Gebiet mit einem Cottage ist in der Folgezeit tabu. Hier kann nicht mehr angelegt werden. Nach der Wertung werden die Figuren abgeräumt, schließlich haben sie ihre Arbeit getan. Und wohin geht der Südengländer nach der Arbeit? Natürlich in den Pub. Dort sammeln sich alle Spielfiguren, die gewertet wurden. Um sie wieder in den eigenen Vorrat zu bekommen, muss ein Spieler seine Akteure quasi auslösen und deren Zeche im Pub bezahlen. Für ein Goldstück wandern alle im Pub befindlichen Arbeiter wieder in den Vorrat.

Gebiete werten

Wird ein Gebiet abgeschlossen oder durch den Bau eines Cottages das Anlegen an diesem Gebiet beendet, erhält der Spieler mit dem größten Figurenwert im Gebiet Punkte.

Die Gebiete werden dabei unterschiedlich gewertet. Ein neutrales Gebiet zählt einen Punkt pro Feld, und zwar nur für den Spieler mit dem höchsten Figurenwert. Ist in dem Gebiet eine Cornwall-Flagge vorhanden, zählt jedes Feld 2 Punkte für den Ersten und je einen Punkt für den Zweiten. Im Dorf gibt es sogar 3 Punkte für den Ersten, falls eine Flagge vorhanden. Es ist also besonders lukrativ und prädestiniert für den großen Dicken. Eine Besonderheit stellen die Moore dar. Sie werden erst am Schluss abgerechnet. Hier gibt es zwei bzw. einen Punkt pro Feld.

Das Spiel endet, wenn alle Plättchen angelegt sind. Alle Gebiete, die noch nicht gewertet wurden, werden jetzt gewertet. Für jede noch übrige Münze gibt es einen Siegpunkt. Wer jetzt die Nase vorn hat, hat gewonnen.

Fazit

Nettes Spiel mit hinterhältigem Charakter: Die Spieler streiten im Spiel um lukrative Gebiete. Da können schon mal Tranchen fließen...

Cornwall ist ein nettes Spiel mit hinterhältigem Charakter, bei dem schon mal ein paar Tränchen fließen können.

Cornwall ist ein nettes Legespiel. Allerdings nur so nett, wie es der fiese Charakter der Mitspieler zulässt. Durch geschicktes Legen der Landschaftsplättchen können beispielsweise punktestarke Dörfer klein gehalten und blockiert werden. Oder gar durch den Mitspieler übernommen werden, pfui. Dieses Konfliktpotenzial wird allerdings durch die Geldknappheit etwas eingegrenzt. Insgesamt kann es mal zu unschönen Szenen kommen, doch das Hauen und Stechen ist alles in allem doch recht überschaubar. Sollte man mit Kindern spielen – das Spiel ist ab 8 deklariert -, scheint mir eine moderate Spielweise aller älteren Teilnehmer angebracht. Sonst kann es leicht zu ein paar Tränchen kommen und den üblichen Beschimpfungen wie „Du bist gemein, Papa!“.

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Spielbewertung für Cornwall von Johannes Schmidauer-König

Anmerkung: In unseren Testrunden waren wir uns diesmal nicht ganz einig. Die Beurteilungen der einzelnen Testspieler variierten von „Na ja“ über „net schlecht“ (schwäbisch für gut) bis hin zu „hat was“. Negativ wurde vor allem die Nähe zu Carcassonne ausgelegt – Plättchen ziehen, Figur setzen, Punkte machen, das kennt man schon. Im Mittel reichte es für Cornwall daher nur für 3,5 Sterne und nicht zu einer klaren Kaufempfehlung, obwohl ich persönlich diese ausgesprochen hätte. Die Geschmäcker sind eben verschieden.

Schwierigkeit Spielspaß Spielreiz Spielgrafik
leicht-mittel mittel-hoch hoch sehr schön
Alter Spieler Spieldauer Spielpreis
ab 8 Jahre 2 – 4 30 min 20 Euro

Gesamturteil:

sterne_3_5_klein

 

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