Mittelamerikanisches Geometrie-Rätsel

Seit Stargate wissen wir, dass die Pyramiden in Giseh Raumschifflandeplätze sind. Doch gilt das auch für die Maya-Pyramiden, wie eine geheimnisvolle Grabplatte zeigt? Wir haben nachgeforscht und das Spiel Pacal`s Rocket gefunden.

Pacal`s Rocket greift den Mythos der uralten Grabplatte auf. Die Spieler bauen mithilfe ihrer Raumschiffe Pyramiden zur Zeit Pacal`s des Großen (603 bis 683 n. Chr. – aber das wusstet ihr sicher). Dazu bewegt ein Spieler sein Raumschiff via Würfel über den schachbrettartigen Stadtplan. Der aktive Spieler darf folgende Aktionen ausführen. 1. Raumschiff bewegen, 2. Energiestein platzieren, 3. Pyramide bauen und 4. Punkte kassieren.

In Pacal`s Rocket müssen Pyramiden mithilfe geometrischer Figuren auf dem Spielplan gebaut werden

In Pacal`s Rocket müssen Pyramiden mithilfe geometrischer Figuren auf dem Spielplan gebaut werden

Jeder Spieler hat dazu verschiedene Pyramiden zur Verfügung. Um eine Pyramide bauen zu können, muss auf dem Spielplan das notwendige Muster aus Pyramiden und Energiesteinen vorhanden sein. Ist dies der Fall, darf man auf einem Energiestein eine Pyramide bauen oder eine bereits vorhandene kleinere Pyramide durch eine größere ersetzen. Energiesteine werden mithilfe des Raumschiffes gesetzt. Dazu würfelt ein Spieler und versetzt sein Raumschiff. Anschließend wirft er einen Energiestein in die hohle Pappröhre.

Das Prinzip klingt also relativ einfach, doch die Strategie dahinter ist es nicht. Denn die zum Bau notwendigen Muster sind recht unterschiedlich. Das führt gerade in den punktestarken Bezirken – der Spielplan ist in 16 Bezirke, einen Fluss und einen See unterteilt –  zu Konflikten, wenn mehrere Spieler die gleichen Felder zum Bauen im Blick haben. Überbaut ein Spieler einen Energiestein eines anderen Spielers, kommt dieser wieder in den Vorrat des Spielers zurück. Damit hat der Spieler automatisch einen Zug auf dem Spielbrett verloren. Es ist also riskant, mit anderen Spielern auf Konfrontation zu gehen, denn dieser kann ja jederzeit in seinem Zug eine kleine Pyramide (hierfür benötigt man lediglich einen einzelnen Energiestein) auf dieses Feld bauen – sofern er noch eine hat. D.h., man muss stets die Pyramiden der anderen Mitspieler im Auge behalten.

Die Punktevergabe selbst ist auch nicht ohne. Punkte gibt es immer dann, wenn ein Spieler der Erste in einem Bezirk ist oder die Mehrheit in einem Bezirk übernimmt. Es kommt also darauf an, auf der einen Seite schnell zu sein und auf der anderen Seite lukrative Felder mit wenig Aufwand erneut zu übernehmen. Ein verbissener Zweikampf um einen Bezirk bringt aber nicht wirklich etwas.

Am Ende gibt es noch eine Schlusswertung, in der Fluss, See und alle Bezirke gewertet werden. Nicht eingesetzte Göttersteine – sie dienen dazu, die Rakete auf ein beliebiges Feld zu stellen – werden noch abgerechnet (Wert 2, 4, 6). Wer jetzt auf der Wertungsleiste am weitesten vorne ist, hat gewonnen.

Fazit: Pacal`s Rocket ist wieder so ein Spiel, an dem meine Lieblingsdiskussion entbrennt: Auf der Schachtel steht ab 8 Jahre. Aber ist das Spiel wirklich für Achtjährige geeignet? Meiner Meinung nach nicht. Ein Familienspiel ab 8 Jahren sollte auch jedem Familienmitglied eine Siegchance einräumen. Das ist bei Pacal`s Rocket aufgrund der sehr strategischen Platzierung der Energiesteine und Pyramiden und des damit verbundenen Abrechnungsmechanismus nicht der Fall. Ältere Spieler haben hier einfach aufgrund der besseren Strategiefähigkeiten Vorteile. Aus diesem Grund ist das Spiel für mich ganz klar ein Kennerspiel. Bei Kennern kann das Spiel seine Stärken voll ausspielen. Unter strategischen Gesichtspunkten ist es nämlich durchaus interessant und weiß zu gefallen.

Vielen Dank an Piatnik für ein Rezensionsexemplar.

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Bewertung für Pacal`s Rocket von Günter Burkhardt

In diesem Fall erfolgt die Bewertung als Kennerspiel und mit der Altersangabe 10 Jahre

Schwierigkeit Spielspaß Spielreiz Spielgrafik
mittel mittel-hoch hoch etwas blass
Alter Spieler Spieldauer Spielpreis
ab 8  (10) Jahre 2 – 4 60 min 33 Euro

Gesamturteil:

sterne_4_klein

 

 

5 Gedanken zu „Mittelamerikanisches Geometrie-Rätsel

  1. Hallo 🙂
    Bei dem Punkt mit der Altersempfehlung stimme ich dir vollkommen zu. Aber da gehts mir auch bei vielen anderen Spielen aller Verlage so. Aber wenn ich mal bei Piatnik bleibe „Stern von Afrika“, ein einfaches Laufspiel hat eine Altersempfehlung ab 10. Das finde ich viel zu hoch angesetzt. „Pacal’s Rocket“ muss ich noch öfter spielen um mir eine fundierte Meinung zu bilden aber mich hats im ersten Spiel überrascht und wirklich gut gefallen.

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    • Hallo Andi, auch mich hat Pacal’s Rocket sofort überzeugt – als Kennerspiel. Die Diskussion um die Altersangabe kann man bei vielen Spielen führen. Meist ist es nicht so dramatisch, bei einigen Spielen ist es doch eklatant. Nehmen wir zum Beispiel die neue Dominion-Erweiterung – die Rezension gibt es demnächst. Die ist ab 13 Jahren. Was mir überhaupt nicht einleuchtet. Was ist an dieser Erweiterung schwieriger als an den anderen, die ab 8 Jahre sind? 10 Jahre könnte ich ja noch verstehen, aber 13? Bei 13 sind wir beinahe im Expertenspielbereich. Und das ist Dominion nun wirklich nicht. Aber, wie gesagt, hierüber lässt sich streiten. Mir ist nur wichtig, das die Spieler, die sich das Spiel kaufen, hinterher nicht enttäuscht sind, wenn sie das Spiel dann selbst spielen. Ein verschenktes Pacal`s Rocket an einen Achtjährigen wird wahrscheinlich nicht viel Freude hervorrufen.
      Viele Grüße, Bernd

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  2. Hallo!
    Ich hab das Spiel heute ausprobiert und es hat ganz gut gefallen.

    Was mich bei solchen Spielen oft enttäuscht ist dass aus dem Thema so wenig gemacht wird. Es ist doch eine super Idee die Prä-Astronautik auf die Schaufel zu nehmen! Aber zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl dass der Spiel-Mechanismus vom Thema beeinflusst wird. Mit genau dem gleichen Regelwerk könnte man auch einen Garten-Simulator machen wo die Pflanzen umso höher wachsen je mehr Dünger in der Gegend nach gewissen Mustern aufgebracht wird.

    Ein gutes relativ aktuelles Beispiel ist Manhattan Project, das mich vom Thema her nicht so angesprochen hat, dieses aber gut umsetzt: investiere ich in Minen um radiokatives Erz zu schürfen, baue ich Flugzeuge oder bilde ich Wissenschaftler zur „Grundlagenforschung“ aus?

    Es ist schon klar dass man bei einem abstrakten Spiel andere Maßstäbe ansetzen muss. Aber wäre es wirklich so schwer gewesen die Muster die man bilden muss z.B. als Kornkreise auszulegen die Pyramiden wachsen lassen? Oder in der Mitte ein „Mutterschiff“ einzubauen in dem man seine Energie-Dreieckerln holen muss. Oder einer kann den Däniken spielen der wie Al Bundy (die Geschichte mit den Socken als Raumstoff-Treibstoff) verzweifelt versucht Beweise für die Existenz der Aliens zu sammeln aber es nicht schafft! Naja, das wäre dann doch ein ganz anderes Spiel.

    Die ewige Geschichte mit dem Alter: es hat mich auch sehr gewundert dass es ab 8 ist. Hab die Altersempfehlung auch erst nach der Testpartie gelesen. Piatnik möchte es als Familienspiel positionieren und macht sich keinen Gefallen damit.

    Noch eine Kleinigkeit: das Spiel ist auch zu 5t spielbar. In dieser Besetzung haben wir es heute auch getestet, und es war gefühlt überraschend schnell vorbei, es geht ja nur bis 30 Punkte. Der 2. in der Reihenfolge schnappt sich gleich die 7 Punkte in der Mitte und hat damit fast schon 1/4 der nötigen Punkte!

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